Das Stadtarchiv

Olten in Kürze



Die ältesten Nachrichten über das „Stadtarchiv“ reichen in Olten bis ins 15. Jahrhundert zurück. Damals befanden sich die Oltner Urkunden, Rödel und Urbare, noch im „Gewölb“, einem Raum über dem an die Kirche angebauten Beinhaus. Deshalb wurden sie bei dem verheerenden Stadtbrand von 1422 zugleich mit der Kirche ein Raub der Flammen.


Im wieder neuerrichteten „Gewölbe“ lag auch ein Grossteil der Dokumente welche der erste Oltner Geschichtsschreiber, Pater Jldefons von Arx 1802 für seine „Geschichte der Stadt Olten“ bearbeitet und in einem ersten, handgeschriebenen Archivregister erfasst hat.


Nachdem 1844 erfolgten Abbruch des „Gewölbes“ wurden die Archivalien, vorerst im Sakristeiraum der neuen Stadtkirche, der heutigen christkatholischen Kirche, untergebracht. Bereits um 1850 befanden sie sich dann allerdings laut der „Classification“ von Stadtschreiber Feigel in der unteren Stube seines Privathauses an der Kirchgasse und zwar, wie er schreibt, „die alten Bestände in einer großen, schwarzen Kiste, der Zuwachs aber in einem der Gemeinde zugehörigen Schranke“. Anno 1861 schliesslich kaufte die Gemeinde für die Gemeindeschreiberei im neuen Schulhaus an der Kirchgasse, im heutigen Naturmuseum also, aus dem Reservefonds der Ersparniskasse einen „eisernen, feuerfesten Dokumentenschrank zur Aufbewahrung der Handschriften“. Dieser wurde mit der städtischen Verwaltung 1912 ins neue Stadthaus (d.h. in das heutige Bürgerhaus) an der Froburgstrasse verlegt.


Schon zu verschiedenen Malen hatte die Stadt seit Ildefons von Arx einen Anlauf genommen, ihr Archivwesen zu ordnen. 1827 wollte der Stadtrat dem damaligen Stadtschreiber Benedikt Feigel „das Archiv zur zweckmässigeren Verwaltung als bisher überantworten“. Feigel aber bat, ihm wegen seines „sehr geschwächten Gesichtes die Archivalien im Gewölbe nicht aufzubürden“. Um 1880 begann Rektor Eduard Zingg, veranlasst durch eigene historische Arbeiten, das im Stadtarchiv liegende Material aufzuarbeiten. Er liess den alten Bestand an Urkunden in 21 Bänden zusammenheften und signierte die einzelnen Urkunden nach chronologischen Grundsätzen um. Leider vermochte er nicht, die Arbeit an dem von ihm begonnenen Regestenband zu den Urkunden vor seinem Wegzug nach Basel abzuschliessen.


Nach Eduard Zingg blieb das Archiv, von zwei kurzen Besetzungen abgesehen, wieder ohne Betreuer. 1917/18 löste der Oltner Historiker Gottlieb Wyss, aus dem Wunsch heraus, die alten Oltner Urkunden besser zu schonen - ihre Siegel hatten durch die häufige Umlagerung und durch die unsachgemässe Behandlung stark Schaden genommen - wieder aus den Sammelbänden heraus und legte sie einzeln in Umschlägen ab. Die von Gottlieb Wyss begonnene Arbeit führte der Kustos des Kunstmuseums, Dr. Gottfried Wälchli 1927 zu Ende. Stadtammann Dr. Hugo Dietschi regte schliesslich an der Sitzung des Gemeinderates vom 12. November 1945 an, es seien die alten Bücher im Stadtarchiv fachgemäss zu restaurieren und die Frage abzuklären, wer allenfalls mit der Führung des neu zu gründenden Stadtarchivs betraut werden könnte. Darauf wählte der Gemeinderat am 5. April 1946 als ersten Stadtarchivar Bezirkslehrer Eduard Fischer.


Fürs Erste erhielten nun die weniger bedeutenden alten Dokumente Gastrecht in Lehrer Eduard Fischers Schulzimmer im Frohheimschulhaus. Die Urkunden freilich und andere bedeutende Schriften verblieben weiterhin in dem grossen eisernen Kassaschrank der Gemeindeschreiberei im neuen Schulhaus an der Kirchgasse (dem heutigen Naturmuseum). Bedingt durch die intensive Sammlertätigkeit des neuen Archivars wuchs der Bestand des neu gegründeten Archivs von Jahr zu Jahr. Anno 1960 wurde deshalb dem Stadtarchivar das Recht zugestanden, das Büro des Kustoden im Kunstmuseum als Arbeitsraum mitzubenutzen.


Noch etwas länger, nämlich bis ins Jahr 1962 dauerte es, bis das Stadtarchiv erstmals als eigenständige Institution in der sog. „Gemperle-Liegenschaft “ an der alten Aarauerstrasse auch eigene Räume zugeteilt erhielt. 1966, beim Bezug des neuen Stadthauses wurden dem Stadtarchiv dann vorerst zwei Räume im neuen Stadthaus zugeteilt: ein Büro für den Archivar und ein „Sammlungsraum“ mit einer kleinen Kompaktusanlage.


Die dem Stadtarchiv im neuen Stadthaus zur Verfügung gestellten Räume erwiesen sich schon sehr rasch als ungenügend. Zum einen übernahm das „historische Archiv “, das allerdings immer noch als „städtische Sammlung“ in der Art der Museen betrachtet wurde, nun doch laufend Aktenmaterial aus den verschiedenen Abteilungsarchiven der Stadt, zum andern war es inzwischen üblich geworden, dass auch Private dem Archiv ganze Nachlässe übergaben.


Aus diesen Gründen arbeitete der auf den 1. Mai 1970 neugewählte Stadtarchivar von allem Anfang an darauf hin, dass das Stadtarchiv statt als „Raritätenkabinett “ als Teil der Stadtverwaltung betrachtet würde. Und so erhielt das Stadtarchiv schon im Sommer 1971 geregelte Öffnungszeiten, freilich ohne dass Benutzern auch eigene Arbeitsplätze hätten zur Verfügung gestellt werden können. Dies änderte erst, als das Stadtarchiv 1977 in diejenigen Räume im vierten Stock des Stadthauses umziehen konnte, die bis zu diesem Zeitpunkt durch die städtische Krankenkasse belegt gewesen waren. Einen weiteren wichtigen Schritt bedeutete 1986 die Einführung der elektronischen Datenverarbeitung im Stadtarchiv.


Mit dem Einzug in die neu geschaffenen Räume im Untergeschoss des neuen Feuerwehrgebäudes ist im Frühjahr 2002 der allerdringlichste und langjährigste Wunsch des Stadtarchivars in Erfüllung gegangen: der Wunsch nach einer katastrophensicheren Unterbringung des ganzen Archivbestandes. Ein Umstand, der es nun ermöglicht, die nun gegebenen guten räumlichen Voraussetzungen auch vom Betrieblichen her vernünftig zu nutzen. ( mef )